Am 20. April 2021 begann die zweite Welle in Nepal: Innerhalb weniger Tage stiegen die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Nepalis und der an dieser Krankheit Verstorbenen rapid an. Bis Ende Mai waren es rund 8.000 neu Infizierte und gut 150 Verstorbene täglich.
Aus diesem Grund initiierte der Verein Long Yang e.V., München, einen Aufruf als Brief an die Bundesregierung, den weitere in Nepal aktive Vereine mit unterzeichneten. Einer dieser insgesamt 40 Unterzeichner ist unser Verein, der Freundeskreis Lo-Manthang e.V.
Zu dem Brief, der am 14. Mai 2021 versandt wurde, verfasste Long Yang e.V. am 17. Mai 2021 auch noch eine Pressemitteilung, aus der die folgenden Auszüge stammen:
Humanitäre Notlage in Nepal – 40 Organisationen wenden sich mit dringendem Appell an Bundesregierung
Als Reaktion auf dramatisch steigende Covid-19 Fallzahlen und ein kollabierendes Gesundheitssystem bitten 40 NGOs die deutsche Bundesregierung um schnelle und unbürokratische Hilfe für den kleinen Himalayastaat.
München, Kathmandu, den 17. Mai 2021. Mit einem dringenden Appell wendet sich der Long Yang e.V. (München, Kathmandu) gemeinsam mit 40 weiteren Organisationen (u.a. die Deutsch- Nepalische Gesellschaft e.V., BREPAL e.V., Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal e.V., Nepali Samaj e.V.) an die deutsche Bundesregierung. Am 14. Mai 2021 wurde ein Schreiben mit der Bitte um schnelle Hilfe für Nepal zur Bewältigung der zweiten Corona-Welle an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie an Bundesinnenminister, Bundesaußenminister, Bundesverteidigungsministerin, Bundesgesundheitsminister und den Bundesentwicklungsminister gesendet.
„Wir haben beschlossen, uns an die Bundesregierung zu wenden, weil es ohne staatliche Hilfe nicht gehen wird. Als Zivilgesellschaft können wir die notwendigen Hilfsgüter nicht in erforderlichem Umfang bereitstellen. Die aktuelle Krise erfordert ein gemeinsames Engagement von Staat und Zivilgesellschaft, um effektiv unterstützen zu können. Eines der größten Probleme ist, dass der reguläre Flugverkehr ausgesetzt ist. Ein schneller Transport der notwendigen Hilfsgüter kann nur durch staatliche Infrastruktur, beispielsweise durch die Bundeswehr oder das technische Hilfswerk koordiniert werden. Wir hoffen auf eine schnelle Reaktion der Entscheidungsträger*innen, denn jeder Tag zählt. “ (Tabea Seiz, Vorsitzende des Long Yang e.V.)
Ohne staatliche Hilfe geht es nicht.
Nepal ist auf internationale Unterstützung angewiesen.
Der nepalesische Premierminister hat bereits die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Erste Lieferungen mit Hilfsgütern, unter anderem aus China und der EU, kommen allmählich im Land an, reichen aber bei Weitem nicht aus. „Das Land wird sich allein nicht aus dieser Notlage befreien können“, so Tabea Seiz.
Viele NGOs, die teilweise seit Jahrzehnten Projekte in Nepal durchführen, beobachten die Situation deshalb mit großer Sorge. Konnte man in der ersten Welle mit der Verteilung von Nahrungsmittelpaketen und Schutzausrüstung noch ein Stück weit zur Stabilisierung der Krise beitragen, übersteigt der aktuelle Bedarf bei Weitem die Möglichkeiten der Vereine – etwa was den Zugang zu Impfstoffen angeht. Hinzu kommt, dass private Unterstützung wegen Formalitäten bei der Einfuhr nur sehr zeitverzögert im Land ankommt. Deswegen hat eine Vielzahl an Organisationen beschlossen, politische Entscheidungsträger*innen aktiv anzusprechen und um schnelle Hilfe für Nepal zu bitten. Die Beteiligten hoffen auf eine positive Reaktion der Bundesregierung und schnelle, dringend benötigte Hilfe für Nepal.
Zur aktuellen Situation in Nepal
In den letzten Tagen sind die Zahlen leicht rückläufig: „nur noch“ rund 4.000 – 5.000 Neuinfizierte und rund 100 Verstorbene pro Tag.
Seit dem 29. April gibt es einen sehr strikten Lockdown in Kathmandu und dem Kathmandu-Tal, aber auch in Pokhara und anderswo, vorläufig gültig bis zum 03. Juni. Geschäfte, die Lebensmittel verkaufen, dürfen nur kurz am frühen Morgen öffnen. Die üblichen Verkäufe am Straßenrand bzw. auf den Bürgersteigen sind offiziell verboten – womit die Einkommen für diese Verkäufer und damit gerade für die ärmeren Nepalis entfallen.
Im März hatte Nepal dank COVAX, einer von den UN und der WHO unterstützten Initiative für die gerechte Verteilung des Impfstoffes weltweit, Impfdosen mit dem Vakzin Covishield erhalten, dem vom Serum Institute in Indien hergestellten Vakzin von AstraZeneca. Außerdem gab es 800.000 Dosen des Impfstoffes Vero Cell der chinesischen Firma Sinopharm. Aufgrund der schlimmen Situation im eigenen Land kann Covishield derzeit jedoch keine weiteren Impfstoffe ins Ausland liefern. COVAX hat schon mitgeteilt, dass Nepal in diesem Jahr wohl keinen Impfstoff mehr durch diese Organisation erhalten kann und deshalb nach anderen Möglichkeiten der Impfstoffbeschaffung suchen sollte.
Nun bietet wieder China seinen Impfstoff Vero Cell an, zum Kaufen – allerdings mit geradezu unakzeptablen Bedingungen für Nepal. Einer von vielen Punkten ist, dass über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart werden soll, obwohl Nepal wohl nur mit Spendengeldern bezahlen möchte und kann und dann aber den Spendern die Preise offenlegen muss.
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